100. Geburtstag von Christoph Probst
(6. November 1919 – 22. Februar 1943)
Mitglied der „Weißen Rose“
Am 6. November 1919 erblickte Christoph Probst in Murnau am Staffelsee das Licht der Welt. Leider war ihm kein allzu langes Leben beschieden, mit gerade einmal 23 Jahren wurde Christoph Probst von den Nationalsozialisten am 22. Februar 1943 hingerichtet. Er bezahlte seinen Einsatz für Freiheit und den Widerstand gegen das verbrecherische Hitler-Regime mit seinem Leben. Am 6. November 2019 wäre Christoph Probst 100 Jahre alt geworden.
Von 1932 – 1935 besuchte Christoph Probst als Schüler die Internatsschule des Landschulheims Marquartstein, ehe er dann im Jahre 1935 nach München auf das Neue Realgymnasium wechselte, das er zusammen mit Alexander Schmorell besuchte. 1937 machte Probst sein Abitur und studierte dann nach abgeleistetem Arbeits- und Wehrdienst zwei Jahre später Medizin in München. Über seinen Freund Alexander Schmorell lernte Christoph Probst auch Hans Scholl kennen und kam somit auch in Berührung mit den Mitgliedern der „Weißen Rose“.
Neben Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf und dem Universitätsprofessor Kurt Huber war er eines der prominentesten Mitglieder der Widerstandsgruppe der „Weißen Rose“, die sich mutig und unter Einsatz ihres Lebens mit Flugblättern der nationalsozialistischen Terrorherrschaft entgegenstellten. Die „Weiße Rose“ war eine Gruppe von Studenten an der Universität München unter Führung der Geschwister Scholl. Mit Flugblättern kämpften sie gegen das NS-Regime und nicht zuletzt gegen die Fortsetzung eines sinnlosen, menschenverachtenden Krieges, auch verstanden sie sich als Teil des europäischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Zunächst richteten sich die Flugblätter an einen kleinen Adressatenkreis von Akademikern aus dem Raum München. Doch schon das 5. Flugblatt hatte eine Auflagenstärke von bis zu 9000 Exemplaren und wurde im süddeutschen Raum und Österreich verteilt. Nach der vernichtenden Niederlage und Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad, die auch als Zeichen der Kriegswende gesehen wird, wurde die Sinnlosigkeit des Krieges immer offenkundiger. Kurz nach der Niederlage von Stalingrad verfasste Christoph Probst einen Flugblattentwurf, in dem er forderte, Hitler und sein Regime müssen fallen, damit Deutschland lebe. Den Flugblattentwurf leitete Probst schließlich an Hans Scholl weiter. Im Zusammenhang mit der Kapitulation von Stalingrad muss auch das 6. Flugblatt der „Weißen Rose“ gesehen werden, das sich an die Münchener Studenten richtet, mit der Aufforderung, sich vom NS-Regime abzuwenden. Beim Flugblattabwurf im Lichthof der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl vom Hörsaaldiener der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, Jakob Schmid, einem gebürtigen Traunsteiner, beobachtet und letztlich von diesem beim Verlassen der Universität festgehalten. Schmid und der Kanzleisekretär übergaben die Geschwister Scholl dem Syndikus der Universität, der dann die Gestapo benachrichtigte, welche die Geschwister Scholl festnahm. Die Mitglieder der Widerstandsgruppe und ihr Umkreis wurden daraufhin ebenfalls verhaftet (80 Personen in Süddeutschland und 50 in Hamburg).
Christoph Probst gehörte zum engen, inneren Kreis der „Weißen Rose“ und bezahlte letztlich sein politisches Engagement, seine Zivilcourage, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit seinem Leben. Er wurde vom NS-Volkgerichtshof unter Roland Freisler, wie auch die Geschwister Scholl, wegen „Wehrkraftzersetzung“, „Feindbegünstigung“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt und noch am selben Tage, am 22. Februar 1943, zusammen mit Hans und Sophie Scholl im Gefängnis in München-Stadelheim durch die Guillotine hingerichtet. In einem anderen Gerichtsverfahren wurden über Graf, Schmorell und Huber am 19. April 1943 ebenfalls Todesurteile verhängt. Bis hinein in den Herbst 1944 gab es noch weitere Folgeprozesse, in denen Haftstrafen bis zu zwölf Jahren ausgesprochen wurden.
Christoph Probst, der in Innsbruck verhaftet wurde, geriet letztlich zum Verhängnis, dass man bei der Verhaftung von Hans Scholl in München das handschriftliche Manuskript seines Flugblattentwurfs ("Hitler und sein Regime müssen fallen, damit Deutschland lebt!") gefunden hatte. Dieses Schriftstück diente der Gestapo letztlich Christoph Probst als Mitglied der „Weißen Rose“ zu überführen.
Seine letzte Ruhe fand Christoph Probst im Alter von nur 23 Jahren auf dem Münchener Friedhof Perlacher Forst. Er hinterließ eine Ehefrau, Herta Dohrn, und drei Kinder.
Christoph Probst ist am Staatlichen Landschulheim Marquartstein eine Gedenktafel direkt neben dem Haupteingang gewidmet. Diese soll stets, neben dem Gedenken an ihn, auch eine Mahnung zu Zivilcourage und ein Appell zum Einsatz für Demokratie und Freiheit gegen autoritäre und radikale Strömungen sein.
Dies scheint, 100 Jahre nach der Geburt von Christoph Probst, in unserer Gesellschaft wichtiger denn je zu sein.
Markus Landsherr
Fachschaftsleiter Geschichte