Die Prinzenjagd ist eröffnet

16. Dezember 2019

Am dritten Adventwochenende war im Festsaal des LSH Marquartstein das Märchenstück "Aschenputtel" zu sehen:

Unterhaltsam beginnt das Stück mit den Klagen von Prinz Alexander (Florian Stieglitz) und seines treuen Freundes Wolfram (Jonas Götze) über die Vorträge ihres Geschichtsprofessors  (Emanuel Frank) und unterhaltsam geht es dann auch weiter mit dem Streit des schnippischen Schwesternpaares Viktoria (Phoebe von Barfus) und Cäcilia (Pia Mix, in einer Doppelbesetzung auch Johanna Dietl) über die ungleiche Verteilung von Süßigkeiten. In dieser Szene liegt auch der erste Auftritt der dritten Schwester, Sophie, deren Spitzname Aschenputtel (bezaubernd Amina Hodzic) ist. Sie wird nicht nur von ihren Schwestern, sondern auch von deren Mutter Hermine von Lotterberg (Luisa Fritsch) schikaniert und ausgenutzt, sie muss Wäsche waschen, putzen, den Ofen schüren und kochen. Schnell erkennt das Publikum, dass im Hause von Lotterbergs eine eher ungute Stimmung herrscht, an der auch Holm Pettersen (Jonas Ehrenhuber), zu leiden hat.

Als der Professor König Franz-Ludwig (David Heuwinkel) und Königin Isabell (Paula Schubert) die Streiche und das Fehlverhalten ihres Sohnes Alexander referiert, raten die Königin und die Hofmeisterin (Lotti Poebing), den Prinzen endlich zu verheiraten. Und so lädt der König – wenn auch widerwillig – zur Prinzenjagd.

Einer der Höhepunkte des Stückes dürfte sicherlich der klägliche Versuch des Geschichtsprofessors sein, Prinz Alexander über seine ehelichen Pflichten aufzuklären. Der Zögling missversteht seinen Lehrer in humoristischer Weise, wenn er sich vornimmt, sich von Zeit zu Zeit eine Biene ins Haus zu holen.

Doch erst als Hermine mit ihren Töchtern - aufgeputzt mit zauberhaften Ballkleidern, die Manuela Fritsch eigens geschneidert hat - aufgebrochen ist, klagt Sophie dem Nussbaum (Alexandra Tercova) ihr Leid, denn natürlich möchte auch sie tanzen gehen und sich amüsieren. Und wie durch ein Wunder wird ihr dieser Wunsch erfüllt. Eine wahre Farbenpracht rauscht dann auf den Zuschauer beim Hofball zu, wenn goldene, türkise, fliederfarbene und rote Gewänder über die Bühne wallen. Und trotz ihrer bezaubernden Erscheinung geraten die jungen Damen schnell in Streit und verlieren ihre höfische Etikette, was den Zuschauer sicherlich amüsieren wird. Denn bei der Damenwahl, wofür Pia Mix an der Gitarre sehr versiert einen Walzer spielt, versuchen die Heiratskandidatinnen mit ihren Müttern (so etwa Sophia Apfel, Anna Klippl, Sarah Weidacher, Lela Lorenz und Emily Stark) den Prinzen zu ergattern. Wer Grimms Märchen kennt, weiß, wie der Prinz sich letztlich entscheiden wird. Im Stück, das sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen richtet, spielen Schüler der 5. bis 8. Jahrgangsstufe, für die Technik zeichnen Max Michel, Martin Thoma und Tobias Zeiler verantwortlich. Regie für diese wirklich sehenswerte Inszenierung führte Christoph Nöldeke, der dem Publikum die Frage mit auf den Weg gibt, welchen Stellenwert die Schönheit in unserer Gesellschaft tatsächlich hat. Alle Aufführungen waren sehr gut besucht und die Darsteller wurden - zu Recht - mit reichlich Applaus belohnt!

 

Text und Bild: Sandra Altmann