Oktoberfestattentat

30. Oktober 2020

Das Oktoberfestattentat von 1980

 

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts beschäftigten sich am 14.10.2020 alle vier zehnten Klassen mit dem Oktoberfestattentat von 1980 – also vor 40 Jahren.

 

Damals stand in der Ausgabe des „Spiegel“ (Nr. 41, 1980, S.30):

 

„Der Anschlag von München – der binnen Sekunden mehr Tote (13) und Verletzte (219) forderte als die Verbrechensserie der Baader-Meinhof-Gruppe bis zur Zerschlagung ihres harten Kerns 1972 – markierte für Millionen Bundesbürger eine völlig neue Dimension des Grauens. Denn die extreme Linke hatte den Tod x-beliebiger Mitbürger bei ihren Anschlägen auf Bankiers oder Politiker zwar stets in Kauf genommen, aber nicht gesucht.“

 

Bis heute gibt dieser Anschlag viele Fragen auf, auf die der ehemalige BR-Journalist Ulrich Chaussy seit nunmehr fast 40 Jahren Antworten sucht. Seine Recherchen über die Hintergründe dieses Anschlags und die vielen Ungereimtheiten in den Ermittlungsergebnissen haben wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen im Dezember 2014 wieder aufnahm. Ungeachtet der Wiedereinstellung der Ermittlungen im Juli dieses Jahres: Zumindest die These, dass Gundolf Köhler ohne politische Ambitionen und im Wesentlichen aus „Lebensfrust“ gehandelt habe, ist endgültig vom Tisch.

 

Im Anschluss an den Film „Der blinde Fleck“ hatten die Schülerinnen und Schüler zwei Stunden Zeit und Gelegenheit, mit Herrn Chaussy zu sprechen bzw. Fragen an ihn zu richten.

Dabei ging es unter anderem um den Bau jener Bombe, die am 26.9.1980 um kurz nach 22 Uhr an einem zentralen Eingang des Oktoberfestes detonierte und deren äußerst komplizierte Konstruktion Köhler „im Alleingang“ kaum zugetraut werden kann. Chaussy merkte an, dass  die These, hier habe ein frustrierter junger Mann aus Donaueschingen seinen Selbstmord am Eingang zum Oktoberfest gleichsam „inszeniert“, schon angesichts der Komplexität der verwendeten Bombe wenig glaubwürdig gewesen sei. Angebliche Lebensunlust und technischer und zeitlicher Aufwand für den Bombenbau stünden in keinem erklärbaren Verhältnis …

 

Die Fragen nach eigenen „Gesamtdeutungen“ ließ Chaussy explizit unbeantwortet: „Ich schreibe, was ich finde“. Nicht mehr und nicht weniger.

Chaussys Verzicht auf Spekulationen oder Mutmaßungen, wie „es“ vielleicht gewesen sein könnte oder wie alles mit allem zusammenhängen könnte, ist in Zeiten, in denen Verschwörungstheorien Konjunktur haben, erfreulich vernünftig – aber zumindest den Opfern wäre zu wünschen, dass die vielen offenen Fragen irgendwann geklärt werden könnten. Allerdings sind die diesbezüglichen Hoffnungen Chaussys eher gering. Nach so langer Zeit bestehe kaum noch Aussicht, entscheidend Neues ermitteln zu können. Man werde sich also in Sachen „Oktoberfestattentat“ mit Ungewissheiten abfinden müssen.

 

 

Volker Pöhlmann