Guck nach links, guck nach rechts! Wo ist die Hex?

04. April 2022

 

Theaterwanderung „Die Keplerin“ findet großen Anklang beim Publikum

 

Dem historisch interessanten sowie erschütternden Thema der Hexenverfolgung widmeten sich die 25 Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses der 11. und 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Marquartstein. Bereits drei Mal fand jeweils vor großem Publikum die Theaterwanderung „Die Keplerin“ statt und dabei ließen sich die Zuschauer weder von Regen noch von Schnee abhalten.

Und dies zu Recht, denn die historisch ziemlich genau belegte Biographie von Katharina Kepler, Mutter des berühmten Astronomen Johannes Kepler, zieht einen sofort in ihren Bann:

Die alte Dame, die der Heilkunst mächtig ist, wird der Hexerei beschuldigt. Emmi Hünseler gelingt es, sich hervorragend in die Titelfigur einzufühlen, sie spricht und bewegt sich tatsächlich wie eine alte Dame, verzweifelt schreiend weist sie alle Schuld von sich. Eine ganze Reihe von Schauspielerinnen und Schauspielern glänzt in ihren Rollen: Elsa Kasper und Johannes Kolb spielen beeindruckend das Ehepaar Reinbold, das in seiner Geldgier falsche Anschuldigungen gegen die Keplerin erhebt und bei den Dorfbewohnern von Leonberg auf offene Ohren stößt: Lea Schuster, Amelie Häusler, Ronaldo Koncz, Annalisa Siegmund, Verena Wörndl und Alexander Kortvellyessy spielen die dumpfen Dorfbewohner ebenso listig wie aggressiv. Sogar Katarina Keplers eigener Sohn Heiner sagt gegen die Mutter aus und wirft ihr vor, sie habe im Hexenritt ein Kalb zu Tode geschunden. Hier hat Andreas Mavroeidakos seinen Paradeauftritt: Grölend stolpert er einen Abhang herunter und redet sich in Rage. Der Streit eskaliert, das Publikum wird – im Wald stehend – Zeuge einer innerfamiliären Katastrophe.

Nur wenige – und auch das ist die traurige historische Wahrheit - stehen auf Seiten der Angeklagten, etwa ihr Liebhaber Mattheis (einfühlsam gespielt von Bennet Posch), die junge Barbara (Franziska Schlaipfer demonstriert die ausweglose Situation sehr eindrucksvoll), Katharinas älterer Sohn Christoph (hervorragend gespielt von Lennard Alexander) und ihre Cousine Renate. Auch ihr wird der Hexenprozess gemacht, Lisa Ries spielt die Rolle der Renate so realitätsnah, dass manch einen Zuschauer ein Schaudern ergreift.

In der großen Schlussszene findet der Hexenprozess gegen die Keplerin statt: Lilly Fritsch als kaltblütige Vogtin und Theo Dransfeld als grausamer Folterknecht nehmen die Angeklagte öffentlich ins Verhör.

Das Publikum erlebt, wie durch haltlose Vorwürfe und soziale Ausgrenzung Katharina Kepler einer bestechliche Justiz ausgesetzt ist.

Zwei Erzählerinnen (Philomena Steffl und Elena Westermaier) begleiteten das Publikum zu den einzelnen Stationen im Wald und auf dem Schulgelände und stellten Zusammenhänge her. Da coronabedingt immer wieder Schauspieler ausfallen, waren Benedikt Langer, Franziska Krahmer, Anna-Marie Klein, Vreni Entfellner, Olivia Zur und Anna Baindl als Ersatzschauspieler zur Stelle und mussten tatsächlich auch einspringen.

Jörg Ehnis Volksstück unter der Regie von Sandra Altmann fand beim Publikum großen Anklang: Alle Aufführungen der Theaterwanderung waren restlos ausgebucht. 

Wer die Inszenierung noch sehen möchte, hat am 5. und 7. April um 19h zum letzten Mal die Gelegenheit dazu. Die Veranstaltung beginnt vor dem Festsaal des Gymnasiums Marquartstein. Es wird um vorherige telefonische Anmeldung im Sekretariat gebeten: 08641-6240.